Sippenkunde
Unter diesem schönen Titel veröffentlicht Konkret meinen Leserbrief, den Berliner Zeitung und Junge Welt nicht als Artikel drucken mochten:
KONKRET 4/05: »Ehrenmänner und Idioten« von Alfred SchobertIn der Zwischenzeit hat Irving diesen Unsinn seines Dutzfreunds Rolf auch gegenüber der Deutschen National-Zeitung dementiert.
Kaum hatte Hochhuth beteuert, weder die »Junge Freiheit« zu kennen noch die sämtlichen neueren Werke seines Freundes Irving, war das deutsche Feuilleton, von »FAZ« bis »Taz«, zur Vergebung seiner Sünden bereit. An der Qualität seiner Gedichte kann es nicht liegen. An dem Wert seiner jüngsten Enthüllung auch nicht: »Es ist doch so: Irving ist Halbjude, seine Mutter war Jüdin!« Alfred Schobert weist mit Recht darauf hin, daß Irving dem widersprochen habe. Tatsächlich hat er sich nicht zum ersten Mal gegen diese am Wortlaut der Nürnberger Gesetze geschulte Denunziation verwehren müssen.
Germar Rudolf, der gegenwärtig wohl umtriebigste Auschwitzlügner, hatte nämlich vor einem Jahr in einer seiner Postillen über eine Begegnung mit Dietmar Munier berichtet, einem holsteinischen Verleger von Nazi-Devotionalien aller Art. Dabei war, so Rudolf, das Gespräch auch auf Hochhuth gekommen. Dessen Beitrag zu der Irving-Festschrift »Wagnis Wahrheit« habe Munier nicht drucken wollen, weil er nicht frei von Unfreundlichkeiten gewesen sei. Der Text war aber wegen einer Einzelheit in Muniers Gedächtnis geblieben. Es sei darin nämlich von Irvings jüdischer Abkunft die Rede gewesen, die dieser auf Nachfrage auch bestätigt habe. Das nun allerdings bestritt Irving gegenüber Rudolf, woraufhin dieser bedauerte, Muniers Geschichte unbesehen weiterverbreitet zu haben. Damit ist zwar noch nicht geklärt, wie Hochhuth auf die Idee verfallen ist, in der Öffentlichkeit sippenkundliche Angaben über seinen Freund zu machen. Klar ist aber, daß er seit Jahren mit dieser vermeintlich sensationellen Nachricht in jenen Kreisen hausieren geht, die für so etwas empfänglich sind.
Damals, 1998, ist er gerade noch einmal davongekommen – die Festschrift erschien ohne seine Beteiligung. Das Autorenverzeichnis des Bandes, in dem sein Name fehlte, las sich »streckenweise wie das Who's who des deutsch-österreichischen Rechtsextremismus«, wie der Rezensent des Wiener »Standard« feststellte. Günter Maschke, Armin Mohler, Günther Zehm mit Hochhuth in einem Band – nein, es sollte nicht sein. Und so geschah es, daß die Welt erst jetzt vom »Halbjuden« Irving erfuhr.
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