31 Mai 2005

Schöne Gesell-Schaft

Die Lehre von der Zinsknechtschaft vereint bekanntlich Antisemiten ganz unterschiedlichen Zuschnitts. Einen aktuellen Überblick gibt Peter Bierl in Konkret 6/2005:

Die Tauschringe und Regionalgeldinitiativen basieren auf Ideen des deutsch-argentinischen Kaufmanns Silvio Gesell (1862–1930). Er und seine Nachfolger behaupte(te)n, daß Geld wertbeständig sei, nicht »rostet« oder »verfault«. Darum könne es von Geldbesitzern gehortet werden, die vom Staat, von Unternehmern und Lohnabhängigen Zinsen erpressen und Wirtschaftskrisen auslösen, weil sie auf ihren Geldsäcken sitzen, statt den Zaster in Umlauf zu bringen. Hermann Benjes, ein zeitgenössischer Vertreter, illustriert das in Diavorträgen mit einem Bild: Geldscheine werden in einen, Obst in einen zweiten Tresor verpackt. Werden nach einigen Wochen die Safes geöffnet, sind die Früchte verfault, aber das Geld ist formschön wie zuvor.

Jede Inflation belegt, daß die Annahme, Geld sei wertbeständig, auf der die ganze Theorie basiert, falsch ist.

Damit, so sollte man denken, wäre die Sache erledigt. Ist sie aber nicht, weshalb sie in die Rubrik Bemerkenswerte Irrlehren fällt.