15 Juli 2006

Professionelle Problemlöser scheitern

Heinrich Wefing, selbst Jurist, hat so treffend formuliert, daß er hier zitiert werden soll:
Die besten Juristen sind [...] weiblich. [...] Ausgerechnet aber dort, wo intellektuelle Brillanz vergöttert wird und Traumnoten hoch bezahlt werden, in den Kanzleien, die die Millionendeals begleiten, wird auf die Fähigkeiten der Juristinnen bislang verzichtet. Wie diese Institutionen, die sich als exquisite und strikt ergebnisorientierte Dienstleister verstehen, ihren Mandanten auf Dauer erklären wollen, daß sie ihnen die besten Juristen geradezu systematisch vorenthalten, ist schwer zu sagen.

[...] Erst im vertraulichen Gespräch räumen die Juristen ein, daß die Kanzleien sich extrem schwer tun, hochqualifizierte, engagierte Juristinnen, die gleichwohl nicht auf Kinder verzichten wollten, in ihre Arbeitsabläufe und in ihr Selbstverständnis zu integrieren. Für Leute, die sich als professionelle Problemlöser vermarkten, ein ziehmlich bitteres Eingeständnis.
Diese Männer scheitern also nicht an der Frau, sondern am Kinde, und sie scheitern, so möchte man sagen, professionell.

Frankfurter Allgemeine vom 12. Juli 2006