15 Mai 2006

Kulturen und Länder

Auch im Austausch zwischen Kulturen kommt es auf die Rückmeldung an. Kwang-Kyu Kim, der gerade mit dem Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland ausgezeichnet wurde, erklärte in seiner Dankesrede den grassierenden Bedeutungsverlust der deutschen Kultur in Korea und vielleicht auch andernorts mit deutschem Desinteresse an nicht nur seinem Land. Felicitas von Lovenberg berichtet am 15. Mai in der Frankfurter Allgemeinen:
In Korea, wo die deutsche Kultur über Jahrzehnte geradezu überschwenglich rezipiert wurde, habe das Interesse am Deutschen spürbar abgenommen. Den Grund dafür sieht Kim nicht nur in der koreanischen Bildungs- und Kulturpolitik, sondern vor allem darin, »daß die Rezeption auf einer Einbahnstraße beruht«: Die Deutschen interessierten sich nicht für Korea.
Aufmerksamkeit verlangt übrigens der Titel des Friedrich-Gundolf-Preises. Dadurch, daß es sich um eine Tätigkeit »im Ausland« handeln soll, wird das Adjektiv »deutsch« in der Wendung »deutsche Kultur« auf seine engere, allein auf Deutschland bezogene Bedeutung hin eingeschränkt. Das ist schade, weil die deutsche Kultur nun mal größer ist als Deutschland und der deutsche Staat nur einer ihrer Sachverwalter. Eine Formulierung, die dieses Spezifikum zum Ausdruck brächte wäre: »Vermittlung deutscher Kultur außerhalb der deutschen Länder«.