Verlockungen der Monokausalität
Das innenpolitische Feuilleton beherrscht der demographische Determinismus bereits. Jetzt greift er auf die Weltdeutung aus. Mit der Überzeugung eines Frischbekehrten verweist Peter Sloterdijk im Kölner Stadt-Anzeiger auf den Band Söhne und Weltmacht von Gunnar Heinsohn:
Darin wird der Zusammenhang zwischen Menschenproduktion und Gewaltpolitik durchleuchtet. Es darf in keiner Diskussion mehr fehlen, weil die aktuellen Konflikte nur im Licht dieser Analysen transparent werden.Und das geht so:
In oberflächlicher Sicht scheint Huntington recht zu haben, weil man fürs erste tatsächlich eine Front zwischen der islamischen und der christlichen Welt wahrzunehmen glaubt. Sieht man sich aber die tiefere Struktur der Konflikte an, wird deutlich, daß es nicht die Kulturen sind, die gegeneinander in Stellung gehen. Vielmehr sind es demographisch explosive Gesellschaften und demographisch beruhigte Gesellschaften, die in Reibung miteinander treten.Die Tiefenstruktur ist also genauso einfach und bipolar wie die von Samuel Huntington beschriebene Opposition von Orient und Okzident. Die eine Seite hat überschüssiges Menschenmaterial, das an einer Front verheizt werden kann, die andere nicht. Sloterdijk erliegt (sicher nicht zum ersten Mal) den Verlockungen der Monokausalität. Zu dumm nur, daß der Zusammenhang zwischen Fertilität und Religiosität so offenkundig ist.
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