Wehrpflicht für Alte
Die Bundeswehr gilt längst nicht mehr als echte Wehrpflichtarmee. Während die Streitkräfte der Schweiz und der Türkei zu mehr als zwei Drittel aus Wehrpflichtigen bestehen, tun in der Bundeswehr mehr Freiwillige als Wehrpflichtige Dienst. Sie ist damit eine »Pseudo-Wehrpflichtarmee«, also eine Berufsarmee, die mit der allgemeinen Wehrpflicht über ein wirksames Rekrutierungsinstrument verfügt. Soweit zumindest die Forschungen von Karl Haltiner, die Wilfried von Bredow im Rahmen seines »Melancholischen Abschieds« von der Wehrpflicht am 17. August 2004 in der Frankfurter Allgemeinen zusammengefaßt hat.
Jetzt hat der St. Gallener Soziologe Peter Gross einen Vorschlag unterbreitet, mit dem er den Verfall der Schweizer Milizarmee aufhalten will. In der NZZ am Sonntag vom 6. November 2005 erklärt er, daß die -- in der Schweiz ja weit über den Grundwehrdienst hinausgehende -- Dienstpflicht biographisch zur falschen Zeit komme:
Jetzt hat der St. Gallener Soziologe Peter Gross einen Vorschlag unterbreitet, mit dem er den Verfall der Schweizer Milizarmee aufhalten will. In der NZZ am Sonntag vom 6. November 2005 erklärt er, daß die -- in der Schweiz ja weit über den Grundwehrdienst hinausgehende -- Dienstpflicht biographisch zur falschen Zeit komme:
Ernsthaft [...] kollidiert die Wehrpflicht [...] mit der aufreibenden Reihe von anderen Pflichten, die der junge Staatsbürger in seinem ersten Lebensabschnitt als mündiger Bürger zu erfüllen hat: Partnerschaft, Beruf, Familie, Karriere. In einer rationalen Lebensplanung ist die Wehrpflicht [...] ein Fremdkörper.Klar, daß dann der zweite Lebensabschnitt in den Blick gerät. Die Menschen (hier: Männer), die sich in ihrem zweiten Lebensabschnitt befinden, nennt Gross kurz »die Alten«.
Bei ihnen haben sich jene Ressourcen gebildet, die in der Hektik des jungen Lebens noch irrelevant sind. Es stellt sich mithin die Frage, ob man die Wehrpflicht nach oben öffnen und die Möglichkeit einräumen würde, über das ganze Leben hinweg Dienstpflichten zu absolvieren. Die Armee 50+!Dieser Vorschlag paßt so gar nicht zur Vorstellung des Krieges als einer blitzartigen Anstrengung jugendlicher Kraft. Und er paßt nicht zum Bild eines hochtechnisierten Krieges. Wenn ich aber an das denke, was mein Latein-Lehrer über die Veteranen-Legionen der Römer erzählte, dann möchte ich mich Gross anschließen und rufen: Nehmt den Krieg den Bubis weg und gebt ihn den Männern zurück!
Wären zum Beispiel die Befriedungsaktionen im Irak mit einer Armee von Veteranen nicht völlig anders verlaufen als mit einer frustrierten Arbeitslosenarmee von Milchgesichtern?
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