27 September 2006

Wer unterrichtet die Welt?

Was ist die vornehmste Form der Beeinflussung? Der Unterricht, die Lehre, die Vorlesung. Gute Lehre, so wird man annehmen können, verbessert die Welt.

Wer geht hier voran? Die deutschen Universitäten jedenfalls nicht. Durch den Bologna-Bertelsmann-Prozeß sind sie mehr denn je mit sich selbst beschäftigt. Im Ergebnis werden die deutschen Hochschullehrer und ihre Mitarbeiter, die ohnehin durch administrative Aufgaben sehr effizient vom Forschen abgehalten werden, soviele Veranstaltungen anbieten müssen, daß die wenigsten davon gut genug sein werden, die Welt zu unterrichten. Aber es braucht die deutschen Universitäten ja auch gar nicht mehr seitdem es die amerikanischen Forschungsuniversitäten gibt.

Voran geht das M.I.T., indem es sich mit seinem Open Course Ware ganz bewußt an Menschen, und zwar insbesondere selbst lehrende, wendet. Hier wird primär Hilfe zum Unterricht auf dem Niveau heutiger Wissenschaft gegeben. In vielen Fällen aber erhält man nicht nur Literaturangaben, sondern auch Graphiken und Tondokumente. Videos, die die technischen Möglickeiten der meisten Interessenten in den Entwicklungsländern überfordern würden, sind hier eher verpönt.

Die Universität von Kalifornien am Standort Berkeley hat sich nicht in der Weise des M.I.T. selbst in die Pflicht genommen, sondern bietet fast kommentarlos eine sehr schöne Auswahl von Webcast Courses an.

Zum Glück besteht Deutschland nicht nur aus verarmenden Universitäten. Der Hessische Rundfunk führt die altehrwürdige Tradition des Funkkollegs unter den neuen Bedingungen – nur 25 Minuten lang, aber MP3-Datei nach Erstausstrahlung abrufbar – fort. Und thematisch paßt dieses am 7. Oktober beginnende Funkkolleg mit dem Thema »Erlebnis Zuhören« sehr gut zum hier empfohlenen grenzenlosen Hören im, aus dem und durch das Internet.