Zweitausendundeine Nacht
Der »alternative« Medienversandhändler Zweitausendeins ist an einen Kinounternehmer verkauft worden. Schon vor einiger Zeit wurde offenbar das Format des Prospekts »Merkheft« geändert. Frau Susemihl ist tot und Herr Kroth seit dem letzten Jahr nicht mehr Mitglied der Geschäftsleitung. Das ist alles an einem vorbeigegangen, weil Zweitausendeins über die Jahre einen Bedeutungsverlust in mehrerer Hinsicht erlitten hat: Andernorts gibt es ein besseres Modernes Antiquariat (in Berlin z. B. bei Urban Zerfaß), und die zugehörige Szene ist in authentischer Form nur noch in Zonenrandgebieten des Fortschritts wie dem Landkreis Lüchow-Dannenberg lebendig.
Die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt sollte sich um die fehlenden Nummern 1-18 des »Merkhefts« bemühen, denn als Quelle für die Geschichte der altbundesdeutschen Subkultur ist es zweifellos von einiger Bedeutung.
Unvergessen ist die exemplarisch krause Mischung von linker und esoterischer Literatur im Angebot des Versands. Jörg Schröder (siehe auch hier) erinnerte vor anderthalb Jahren daran, warum Zweitausendeins neben dem Mainstream so auffällig im Trüben fischte:
Die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt sollte sich um die fehlenden Nummern 1-18 des »Merkhefts« bemühen, denn als Quelle für die Geschichte der altbundesdeutschen Subkultur ist es zweifellos von einiger Bedeutung.
Unvergessen ist die exemplarisch krause Mischung von linker und esoterischer Literatur im Angebot des Versands. Jörg Schröder (siehe auch hier) erinnerte vor anderthalb Jahren daran, warum Zweitausendeins neben dem Mainstream so auffällig im Trüben fischte:
Die ersten Jahre von »März bei Zweitausendeins« waren nicht nur ökonomisch fruchtbar, sondern auch inhaltlich. 1980, nach der Scheidung von seiner ersten Frau Dorle und der Heirat mit der Fotografin Eva Kroth, nannte sich Lutz Reinecke dann plötzlich Lutz Kroth. Das war nicht nur eine Namensänderung, sondern auch eine inhaltliche Zäsur bei Zweitausendeins. Denn seine neue Frau hat sich dem Grünen und Esoterischen verschworen. Es erschienen Bücher wie ›Global 2000‹ mit großen Anzeigenkampagnen: »Die Welt geht unter«, und darunter: »Nur bei uns für DM 20«. Aber es gab noch Dumpferes: die »Ohne«-Bücher wie ›Backen ohne Ei‹, ›Sehen ohne Brille‹ und die »Mit«-Bücher ›Wir sind nicht allein‹, also den Ufo-Quark und die kleinen grünen Männchen. Mit der Umwelthysterie und dem esoterischen Quatsch wurde kräftig Geld verdient.Dann hatte es ja wenigstens etwas Gutes.
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