23 Januar 2008

Tabu statt Prinzip

In irgendeinem ethnologischen Buch muß ich einmal von der magischen Furcht vor Verunreinigung gelesen habe: Berührt man tabuisierte Gegenstände oder unterhält Kontakt mit tabuisierten Personen, so verfällt man selbst dem Tabu.

Allerdings scheint diese Praxis heute entweder noch wirksam zu sein oder sogar mit Wucht zurückzukehren. Einem Bericht von Andreas Kunz in der aktuellen Ausgabe der Weltwoche, der dritten in diesem Jahr, zufolge, hat sich der Informatiker Martin Stricker bei Aufklärungsbemühungen dem Rassismus zu sehr genähert, als daß man noch Umgang mit ihm pflegen könnte. Ein Freispruch durch in früheren Zeiten einmal angesehene hohe Gerichte verschlägt da nichts:
Er entschied sich für die Universität Dresden und unterschrieb einen Vertrag als ordentlicher Professor. Plötzlich aber kamen aus Dresden Bedenken. Der sächsische Ministerpräsident verweigerte seine Unterschrift. Denn in Dresden, wo Neonazis regelmässig randalieren, könne man sich einen Professor mit einer Rassismusanklage nicht erlauben. Dass er freigesprochen worden sei, spiele dabei keine Rolle.