12 Juli 2007

Körpergedächtnis



Im Berner »Bund« ist Raimund Hoghe am 2. Juni in einem Artikel über sich als behinderten Tänzer auch auf den Butoh-Tänzer Kazuo Ohno eingegangen, über welchen Peter Sempel in dessen siebenundneunzigstem Lebensjahr einen Dokumentarfilm gedreht hat:

2003 habe ich ihn in seinem Studio in Japan noch einmal getroffen. Kazuo Ohno leidet seit einigen Jahren an Alzheimer, aber die Erinnerung an den Tanz war noch in seinem Körper. Als eine Platte von Maria Callas gespielt wurde, machte er mit seinen Händen die gleichen Bewegungen wie Jahre zuvor auf der Bühne. Ihm war sein Zustand bewusst, aber mit dem Körper konnte er sich erinnern an das, was einmal wichtig war in seinem Leben. Als er mit seinen Händen tanzte, war wieder diese besondere Kraft zu spüren – die eines Körpers, der alt ist, der Würde hat und eine Schönheit, die sich gängigen Normvorstellungen entzieht.