18 Februar 2008

Die Tragödie des Entscheidens

Die Rechtshistorikerin Marie Theres Fögen ist am 18. Januar dieses Jahres verstorben. Sie hat im letzten Juni eine herrliche Miniatur zum Schluß der Orestie des Aischylos in der juristischen Internetzeitschrift Ancilla juris veröffentlicht. Darin zögert sie nicht, das Wahlverhalten der Athene, ganz gleich nach welcher Lesart, als korrupt zu bezeichnen:
Ein Urtext der griechischen politeia, der Emanzipation von rasenden Göttern, der Selbstverantwortung der Menschen, der Errichtung des Areopags als Zentrum demokratischen politischen und rechtlichen Entscheidens, der Unterbrechung der Spirale von Vergeltung und Wiedervertung endet in einem korrupten Karneval. Ein grossartiges, ein stolzes Ende! Hätten eine „gute“ Begründung der Entscheidung und ein „wahrer“ Konsens aller Beteiligten die Paradoxie allen Entscheidens doch nur verdeckt und damit die Tragödie als ganze ruiniert.