09 März 2006

Bürgertum als Utopie. In Deutschland

Stimmann tritt ab. Das bedeutet für Berlin das Ende einer Epoche: Der Senatsbaudirektor Hans Stimmann gibt das Amt, das er fünfzehn Jahre versehen hat, auf. Nikolaus Bernau hat das aus diesem Anlaß erschienene Buch heute sehr kenntnisreich im Deutschlandradio besprochen. Hier nur die Sätze, die sich auf den gedanklichen Hintergrund von Stimmanns stadtplanerischem Wirken beziehen:
[Hans Stimmann] verbindet ganz konservativ-sozialdemokratische Vorstellungen von der Allenkungsmacht des Staates mit der liberalen Idealisierung des Bürgertums. Aus seiner Sicht hat die Nachkriegsmoderne dies Bürgertum zerstört. Das ist sein eigentliches Ziel: Mit den strengen Regeln will er es möglich machen, dass wieder ein Bürgertum entsteht, so eines, wie er es sich vorstellt: liberal, aber verantwortlich, etwas konservativ, aber nicht spießig, rational, aber nicht kalt.

Das Problem ist dabei: So ein Bürgertum hat es wohl niemals irgendwo gegeben, sicher aber nicht in Berlin. Es ist eine gesellschaftliche Utopie, von der wir hier lesen. Und so ist auch Stimmanns Städtebau und Architekturpolitik hochgradig utopisch [...].