Kleine Literatur
Mit den Jahren wurde Hanns Dieter Hüsch immer unkomischer. Man saß in der Vorstellung, hörte jenen von Patrick Bahners treffend »ein markantes Wabern, eine erdnahe Klangwolke, ein metaphysisches Geräusch« genannten Orgelton, der nur noch gelegentlich mit anderen zu einer Melodie zusammengesetzt wurde, und lauschte Geschichten, über die zu lachen beinahe pietätlos gewesen wäre. Erst als Zugabe kam dann schließlich ein Stück, das die Leute zum Kreischen brachte. Wahrscheinlich war es schon etwas älter. Die Texte davor aber, über Gott, die Welt und Hagenbuch, der wieder etwas zugegeben hatte, erinnerten eher an Beckett denn an Kabarett. Deshalb wohl wurde Hüsch häufig, vielleicht etwas verlegen, als Vertreter der Kleinkunst bezeichnet. Ein merkwürdiger Begriff, da es ja keine Großkunst gibt, der die Kleinkunst entgegengesetzt sein könnte, sondern nur große Kunst, mit kleinem g und sehr selten. Wollte diese kleine Literatur an kleiner Orgel nicht irgendwie doch große sein, mit Ambitionen auf den Büchnerpreis (den dann Wolf Biermann bekam)? Diese Unbescheidenheit lag Hüsch fern. Er blieb schon deshalb ein minor poet, weil er wußte, daß Großschriftsteller verehrt, aber nicht geliebt werden.
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