05 Dezember 2005

Spiel in der eigenen Hälfte

In besagtem Manifest wenden sich die Verfasser (Carl Friedrich Gethmann, Dieter Langewiesche, Jürgen Mittelstraß, Dieter Simon und Günter Stock) gegen den »Zwei-Kulturen-Mythos« und die Kompensationstheorie. Sie schreiben:
Die Geisteswissenschaften haben den Ball, den ihnen die Zwei-Kulturen-Konzeption zugespielt hat, aufgefangen und versuchen seither, mit ihm glücklich zu werden. [...] Die Welt ist geteilt, und der Geist, der sich nun als geisteswissenschaftlicher bezeichnet, ist mit seinem kleinen Stück, das ihm von der anderen Kulturseite zugewiesen wurde, zufrieden.
Das ist eine eigenartige Darstellung, wurde doch, wie die Autoren zutreffend angeben, die Rede über die Two cultures von C. P. Snow gehalten und die Kompensationstheorie von Hermann Lübbe und Odo Marquard entwickelt. Snow durchlief zwar eine Ausbildung als Physiker, wurde aber der Öffentlichkeit vornehmlich als Romancier bekannt, mithin als einer jener Eierköpfe und literary intellectuals, deren geistige Beschränkung er kritisierte. Der Ball, mit dem Lübbe und Marquard spielten, kam aus der eigenen Hälfte.