31 Oktober 2006

Psychisches Ausbalancieren gefordert













Verlängert man bestehende Trends in die Zukunft, heißt es in einem Artikel von Mickey Meece in der New York Times, wird sich die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in zweiundzwanzig Jahren vom Mann als Maß aller Produkte auf die Frau umgestellt haben:
“We are perhaps on the first step to a matriarchal society; women will earn more money than men if current trends continue by 2028,” said Michael J. Silverstein of the Boston Consulting Group.

“The trend has been escalating in the last 10 years as there has been a gradual, slow erosion of the power balance in the family, a psychic rebalancing.”

27 Oktober 2006

Irak? Vietnam?

Der amerikanische Präsident täte gut daran, einen Vergleich der Situation im Irak mit der in Vietnam vor knapp vierzig Jahren auch weiterhin kategorisch abzulehnen. Denn der Vergleich ist ganz und gar nicht erhellend. Die Voraussetzungen stimmen einfach nicht: Der Irak ist zur Gänze eingenommen worden, der Kampf der amerikanischen Truppen gilt nicht mehr dem Weltkommunismus. Hinter den beschönigend so genannten Aufständischen steht keine Großmacht, sondern gerade einmal die Großmannssucht der arabischen Straße.

Wenn, wie es scheint, die Zeit der Bilanzen gekommen ist, dann sollte man sich auch einmal überlegen, bessere Vergleiche zu ziehen. Jugoslawien böte sich an. Tito war nicht annähernd so schlimm wie Saddam, aber beide einten eine Nation, die keine ist, und standen für Ideen, deren Zeit abgelaufen war: den Pan(jugo)slawismus und den Panarabismus. In beiden Staaten schienen die ethnischen und konfessionellen Grenzen längst überwunden (im Irak gibt es nicht wenige sunnitisch-schiitische und kurdisch-arabische Ehepaare), aber das Ende der Diktatur ließ sie wieder hervortreten.

Den Zerfall Jugoslawiens in eine Anzahl kleiner Fürstentümer hat weder der sogenannte Westen noch Rußland verhindern können. Man darf gespannt sein, ob es der Türkei auch weiterhin gelingen wird, die Errichtung einer kurdischen Republik im Nordirak zu konterkarieren.

13 Oktober 2006

Vor einem Flug nach Salzburg kurz notiert

Die christlichsoziale Reichspost zitierte am 20. 11. 1918 den Wiener Bankier und Politiker Lucian Brunner (1850–1914) mit den »maßlosen« Worten: »Was wäre Oesterreich ohne die Juden? Ein Land von Trotteln.« Ob sich die Prognose als zutreffend erwiesen hat, soll hier nicht erörtert werden.

07 Oktober 2006

Eine Augenzeugin weniger


Anna Politkovskaja ist immer wieder nach Tschetschenien gefahren, um zu sehen, was dort geschieht. Sie wollte alles mit eigenen Augen sehen, weil, wie sie in einem 3sat-Interview sagte, beide Seiten lügen. Auf der Grundlage des Selbstgesehenen hat sie berichtet, auch in einem ins Deutsche übersetzten Buch mit dem Titel Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg. Ihre Artikel erschienen in westlichen Medien wie dem schwedischen Aftonbladet, für das Anders Deros diese Photographie gemacht hat. Damit war sie eine Stimme, die Unruhe in Putins Reich gebracht hat. Jetzt ist Anna Politkovskaja in ihrem Wohnhaus in Moskau tot aufgefunden worden.

Wenn wir jetzt wissen wollen, wer sie denn umgebracht hat, sollten wir uns vielleicht an den Mann wenden, durch den die Deutschen fast sieben Jahre lang ihre Regierungsgeschäfte leiten ließen:
Zwischen Putin und mir besteht so ein Grundvertrauen, dass man einander die Wahrheit sagt.
Bei derselben Gelegenheit bestätigte Gerhard Schröder auch, daß Putin ein »lupenreiner Demokrat« sei. Vielleicht gibt es ja Formen von »Demokratie«, auf die Schröders Einschätzung sogar zutrifft. Und wenn das so wäre, dann könnten die beiden ohne Schwierigkeiten zusammen mit der ganzen Geschichte vor die Presse treten.