Nach einem besonders knappen Wahlausgang wie zuletzt in Italien oder einst beim Duell zwischen Gore und Bush jr. liegt es für die Unterlegenen und außenstehende Beobachter nahe, die Legitimierung der Gewählten in Zweifel zu ziehen. So beklagt Silvio Berlusconi, daß bei der Wahl der Präsidenten des Abgeordnetenhauses, des Senats und der Republik die Hälfte der Italiener übergangen worden sei. Auf den ersten Blick erscheint das nicht ungerechtfertigt. Aber ist ein Ergebnis, bei dem die eine Seite 51 und die andere 49 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt, eigentlich so viel deutlicher? Offenbar nicht, und doch hat man sich daran gewöhnt, solche Ergebnisse für hinlänglich eindeutig zu halten. Noch erstaunlicher aber ist es, daß das Wahlvolk in den westlichen Demokratien mit einiger Regelmäßigkeit solche Ergebnisse liefert. Nur unter sehr ungewöhnlichen Voraussetzungen (Chirac vs. Le Pen) kommt es einmal zu einem Wahlausgang, der außerhalb der üblichen Schwankungsbreite liegt. Glücklicherweise ist (anders als es Berlusconis antikommunistische Rhetorik suggeriert) mit den knappen Ergebnissen eher selten eine echte Richtungsentscheidung verbunden.
In diesem Zusammenhang ist vielleicht noch bemerkenswert, daß es den Begriff
Konvergenzdemokratie noch nicht zu geben scheint.